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A STREETCAR NAMED DESIRE

André Previn

Inszenierung | Licht Sebastian Ritschel
Musikalische Leitung Jan-Michael Horstmann
Ausstattung Sebastian Ritschel
Dramaturgie Ronny Scholz | Gisela Zürner
 
Premiere 01. Oktober 2016 | Landesbühnen Sachsen

Besetzung

Blanche DuBois Stephanie Krone | Kerrie Sheppard
Stanley Kowalski Paul Gukhoe Song
Stella Kowalski Miriam Sabba
Harold Mitchell Christian S. Malchow
Eunice Hubbell Gundula Ehret
Steve Hubbell Andreas Petzoldt
Pablo Gonzales Dominik Strobl
Ein Zeitungsjunge Jan Lang
Mexikanische Frau Antje Fischer
Krankenschwester Anje Teickner
Ein Arzt Olaf Hörbe
   
  Elbland Philharmonie Sachsen

Trailer |

Rezensionen

Rainer Kasselt - Sächsische Zeitung

So war die Opern-Saison 2016/2017 - Das Interessanteste

Ein grandioser Wurf gelang Sebastian Ritschel, künftiger Operndirektor der Landesbühnen Sachsen, mit der packendenden Inszenierung „A Streetcar Named Desire - Endstation Sehnsucht“ von André Previn.

 

Roland H. Dippel - www.nmz.de

Wunderbares Nieschenglück

Sebastian Ritschel, der zukünftige Operndirektor der Landesbühnen Sachsen, setzte am Stammhaus in Radebeul die an der Semperoper begonnene Reihe amerikanischer Opern für Dresden hochklassig fort, André Previns „Endstation Sehnsucht“ verdiente im Oktober dort ohne Wenn und Aber fünf Sterne.

 

Boris Michael Gruhl - www.nmz.de

Endstation Wahnsinn

Dreifacher Glückwunsch an das Ensemble des Musiktheaters der Landesbühnen Sachsen. Einmal für die Entscheidung, dieses hierzulande nicht gerade sehr bekannte Werk, aufzuführen. […]

Die Aufführung eines so anspruchsvollen Werkes kann natürlich nur gelingen, wenn ein Ensemble zur Verfügung steht, das sich mit vollem Einsatz solchen Ansprüchen stellt. […]

Und letztlich verdankt sich dieser auch vom Publikum mit großer Begeisterung angenommene Abend der Leistung des Regisseurs Sebastian Ritschel, der zugleich für die Ausstattung verantwortlich ist.

Er lässt dieses Stück auf einer Drehbühne spielen, die Enge der kleinen Wohnung der Kowalskis mit einem Durchgangszimmer für Blanche, dem so gut wie offenen Schlafzimmer der Eheleute und einem schlichten Bad, das meistens von Blanche belegt ist, spielen. Somit ist auch optisch die zum Konflikt führende gestörte Intimität der Menschen aufgehoben. Über der bescheidenen Wohnung ist in einem schmalen Streifen Raum für so phantastische wie surreale Traum- und Erinnerungsbilder; zum Zuschauerraum hin lenkt ein immer wieder von vielen kleinen Glühbirnen verklärend erleuchteter Rahmen den Blick konzentriert auf das Geschehen.

Ritschel unternimmt keine üblichen Aktualisierungen, er kann darauf vertrauen, dass kraft der Genauigkeit sensibler Personenführung das Bühnengeschehen die Assoziationsfähigkeit der Zuschauer anregt, was offensichtlich auch gelingt. Seinen Menschen an dieser Endstation nähert er sich in spürbarer Sympathie, das führt auch dazu, dass er die jeweiligen, individuellen Stärken der Protagonisten achtet und genau daraus ihre Aktionen im Spiel entwickelt.

Sebastian Ritschel wird mit Beginn der nächsten Spielzeit die Stelle des Operndirektors an den Landesbühnen übernehmen. Glückwunsch!

 

Jens Daniel Schubert - Sächsische Zeitung

Ausweglose Enge

An den Landesbühnen Sachsen wird die Oper „A Streetcar Named Desire“ zu einem fesselnden Erlebnis. 

Am Ende großer Jubel begeisterter Zuschauer. Davor standen zweieinhalb Stunden bedrückende Milieustudien auswegloser Enge, in der selbst verrückte und pervertierte Ausbruchsversuche den Anschein von Hoffnung hatten: Endstation Sehnsucht. Die Landesbühnen interpretieren die Oper von André Previn nach Tennessee Williams Drama „A Streetcar Named Desire“ als eine Geschichte von packender Dichte und unausweichlicher Faszination, auch wenn die Story kaum einen Schritt vorangeht und die Welt, in der sie spielt, ein halbes Erdenrund und ein halbes Jahrhundert und damit weitab liegt. […]

Regisseur und Ausstatter Sebastian Ritschel lässt Wohnküche, Bad und Schlafzimmer immer und immer wieder um sich selbst rotieren. Auch nachdem Blanche, Stellas extravagante Schwester, das fragile System durcheinanderbringt. Sie nimmt sich einen Platz, der nicht da ist, mokiert sich über die Enge, obwohl die Weite, aus der sie kommt, ihr längst genommen ist. Stück für Stück entblättert sie ihre geschundene Seele, die aus der unerträglichen Realität in absurde Träume und verzerrte Erinnerungen flieht. Hier hat Ritschel im oberen Teil der Drehbühne eine gazeverhangene, bunt beleuchtete Sehnsuchtslandschaft eingerichtet, deren farbige Lichter auch durch Boden und Wände der realen Wohnenge scheinen. Schon allein diese sprechende Bühnenbildlösung macht den Theaterabend in Radebeul zum Erlebnis. […]

Gekrönt wird der Abend durch die genau geführten, durchweg überzeugend spielenden Protagonisten, die bis ins Detail und mit jeder Faser glaubwürdig ihre merkwürdigen Figuren auf dieser Endstation darstellen. […]

Frenetischer Jubel trotz vieler freier Plätze zur Premiere. Wer nach Radebeul fährt, sollte wissen, dass ihn keine leichte Kost erwartet. Aber ein fesselndes wie anregendes, sehens- und hörenswertes Theatererlebnis. Möge das Publikum so viel Mut haben wie die Macher.

 

Nicole Czerwinka - Dresdner Neueste Nachrichten

Düsternis mit Traumpotential

Illusion und Wirklichkeit prallen in wenigen Theaterstücken so hart aufeinander wie in Tennessee Williams „Endstation Sehnsucht“. Die Geschichte von der eleganten Südstaaten-Lady Blanche, die aus reichem Hause kommt, aber doch mittellos in der schäbigen Zweizimmerwohnung ihrer Schwester Stella und deren Mann Stanley Kowalski einzieht, bis sie im Schnotter-Milieu wahnsinnig wird, ist vielen bekannt. Die gleichnamige Oper von André Previn aus dem Jahre 1998 kennen dagegen nur wenige. An den Landesbühnen Sachsen feiert „A Streetcar Named Desire – Endstation Sehnsucht“ nun in der Regie des designierten Operndirektors Sebastian Ritschel umjubelte Premiere. […]

Sebastian Ritschel hat diesen Seelenkrimi in eine Inszenierung gepackt, die Verwirrung und Düsternis des Milieus gut einfängt. Er überfrachtet nichts, lässt Dialogszenen oft pur, rein psychologisch wirken, schöpft auf der anderen Seite aber alle Mittel der kleinen Bühne aus und überspielt Längen gekonnt mit bildlichen Raffinessen. So bringt etwa die Drehkonstruktion mit den drei fahlen Zimmerchen (Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad) der Kowalskis stets im richtigen Moment Dynamik in die Szene. Blanche träumt und phantasiert zudem anschaulich auf der oberen, hinterleuchteten Ebene der Bühne, was dem Ganzen zusätzliche Tiefe verleiht. […]

Bis zum letzten Ton nimmt einen diese tragische Story gefangen – um es mit den Worten von Blanche zu auszudrücken: „Wer möchte die Realität? Ich möchte den Zauber!“ – Das Publikum ist verzaubert und im jubelnden Schlussapplaus einig: Diese Oper ist eine gelungene Entdeckung.

 

Toralf Grau - Meißner Tageblatt

Endstation Sehnsucht, Tristesse und (Alb)Traumwelt

Was für ein Erfolg! Jubelndes Publikum, minutenlanger Beifall für die Sänger und das Regieteam. Eine gelungene Opern-Inszenierung eröffnet die Spielzeit im Radebeuler Landesbühnen-Stammhaus. […]

Regisseur Sebastian Ritschel verlegt das Geschehen in die spartanisch ausgestatteten, engen Räume der Wohnung von Stella und Stanley. Der besondere Kniff: Über dieser Ebene der Realität hebt sich hin und wieder der Vorhang zu einer (Alb)Traumwelt: dann, wenn Blanche aus ihrem Leben oder ihrer Phantasie erzählt. Die Regie „über-deutet“ aber nicht. Sie bleibt nah an den Figuren und lenkt den Blick vor allem auf deren verhängnisvolles Interagieren. Die Sänger sind auch als Akteure stark. […]

Eine zeitgenössische Oper in englischer Sprache: Das mag manchen abgeschreckt haben. Völlig zu Unrecht: Diese Inszenierung mit ihren hervorragenden Sängern und der gelungenen Regie hat viele Besucher verdient.