SWEENEY TODD
Stephen Sondheim
Inszenierung | Licht | Sebastian Ritschel |
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Musikalische Leitung | Ulrich Kern |
Ausstattung | Markus Meyer |
Dramaturgie | Ronny Scholz |
Choreinstudierung | Manuel Pujol |
Premiere | 07. Juni 2014 | GHT Görlitz |
Besetzung
Sweeney Todd | Gary Martin |
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Mrs. Lovett | Yvonne Reich |
Anthony Hope | Sven Prüwer |
Johanna Barker | Kora Lang |
Tobias Ragg | Michael Ernst |
Richter Turpin | Stefan Bley |
Büttel Bamford | Hans-Peter Struppe |
Bettlerin | Audrey Larose Zicat |
Adolfo Pirelli | Benjamin von Reiche |
Mr. Fogg | Benjamin von Reiche |
Trailer | SWEENEY TODD
Rezensionen
Jens Daniel Schubert - Sächsische Zeitung
SWEENEY TODD [...] eine umjubelte Premiere des Musicals.
Sebastian Ritschel erzählt die Geschichte konsequent und klar und, obwohl das Verbrecherische von Todds wahnwitzigem Racheplan und das Bestialische seiner kannibalischen Partnerin offen vorgeführt werden, ist deren Handeln faszinierend abseits jeglicher moralischen Verurteilung. Ausstatter Markus Meyer, baute eine verschachtelte Bühne, die anschaulich die vielen verschiedenen Ebenen des Stückes und ihre Bedeutung vor Augen führt. Die Gitterkonstruktion des Gefängnisses, das Verbrecherfoto des Mörders bilden den ständig präsenten Rahmen. Darin sind die Figuren lebendig. Todd, der Mann mit dem Rasiermesser und Lovett, die Pastetenbäckerin, sind ganz menschlich, irgendwie nachvollziehbar. […] Das ist Horror pur, der in seiner absurden Konsequenz befreiendes Lachen provoziert.
Die Inszenierung in Görlitz erzählt das klar und konsequent, stilistisch sicher und mit großen, nachwirkenden Bildern. Sie lebt aber vor allem durch die großartigen Sängerdarsteller, die ihre Figuren überzeugend gestalten. Da ist Gary Martin in der Titelpartie. Kein abgedrehter Verrückter, kein geheimnisvoller Psychopath, sondern eine sympathische Vaterfigur, einer der tut, was zu tun ist. Ähnlich Yvonne Reich als Mrs. Lovett. Eine zupackende, pragmatische Frau mit Träumen vom kleinen Glück an der Seite des starken Sweeney. Und glücklichen Stunden als mütterliche Lehrmeisterin für Leibesneulinge wie den naiven, fast einfältigen Tobias Ragg, geradezu und überschäumend begeisterungsfähig von Michael Ernst gegeben.
Fast statisch, unnahbar schön, unerreichbar ideal spielen Kora Lang und Sven Prüwer das junge Paar Johanna und Anthony. Ihre dramatische Bedeutung im Stück als Motor, Katalysator und retardierendes Moment der mörderischen Geschichte bleibt in der Inszenierung bewusst unterbelichtet. Großartig dagegen die immer wieder aufblitzenden Auftritte der verrückten Bettlerin, deren dramatische Funktion sich erst zum Schluss erschließt und die gegen alle Hindernisse überzeugend von Audrey Larose Zicat gespielt und gesungen wird.
Diese dramatische und hintergründige Musik war bei der Neuen Lausitzer Philharmonie unter Ulrich Kern in den besten Händen. Er setzte musikalisch Impulse, trug Bühnengeschehen und Sänger, vom Chor über die kleinen Solopartien bis zu den Protagonisten, sicher durch den Abend, der die vielen auch jungen Premierenbesucher begeisterte. Mögen sie es weitersagen. „Sweeney Todd“ wartet auf neue Kundschaft.