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UN BALLO IN MASCHERA

Giuseppe Verdi

Inszenierung | Licht Sebastian Ritschel
Musikalische Leitung Christian Voß
Ausstattung Barbara Blaschke
Dramaturgie Gisela Zürner | Ronny Scholz
Choreinstudierung Sebastian Matthias Fischer
 
Premiere 17. Januar 2015 | Landesbühnen Sachsen

Besetzung

Gustav III. Christian S. Malchow | Kay Frenzel
René Ankarström Paul Gukhoe Song | Hans Christoph Begemann
Amelia Stephanie Krone | Anna Erxleben
Ulrika Silke Richter
Oskar Miriam Sabba | Iris Stefanie Maier
Graf Horn Michael König
Graf Ribbing Hagen Erkrath
Christian Kazuhisa Kurumada | Fred Bonitz
Ein Richter | Diener Amelias Andreas Petzoldt
  Chor der Landesbühnen Sachsen
  Elbland Philharmonie Sachsen

Trailer | UN BALLO IN MASCHERA

Rezensionen

Nicole Czerwinka - Dresdner Neueste Nachrichten

Verdi trifft Hitchcock

Sebastian Ritschels düsterer "Maskenball" an den Landesbühnen.

An den Landesbühnen Sachsen ist es mit Giuseppe Verdis Oper "Ein Maskenball" sogar fast ein bisschen wie in Hitchcocks Filmen... Von solchen Skandalen kann heute freilich keine Rede mehr sein - folgerichtig inszeniert Sebastian Ritschel Verdis "Maskenball" an den Landesbühnen Sachsen jenseits aller zeitlichen Bezüge und mit einem komödienhaften Augenzwinkern. Es ist eine Welt der aalglatten Anzug- und Schlipsträger, die er im ersten Akt zeigt. Mit Mappen bewaffnet, führen sie ihren Verschwörungsfeldzug gegen den König. Ritschel setzt hier auf klare, reduzierte Bilder, vereint optische Reduktion und sinnliche Farbsymbolik. Das Parkett auf dem später der Maskenball tanzen wird, ist schon zu Beginn ein schräger, aus den Angeln gehobener, aber tiefer Raum.

Demgegenüber steht die Mystik der Wahrsagerin Ulrika, deren Stube eine Art Hexenküche mit rot gekleideten Damen ist, die - Hitchcock-Horror lässt grüßen - erstmal ein junges Mädchen opfern[…] Das Treffen Gustavs mit Amelia findet schließlich in einem düsteren Gruselwald statt, wo ein Toter vom Himmel baumelt und viele schwarze Raben hämisch auf einem Gerüst hocken, während sich beide ihre Liebe gestehen. Und im dritten Akt werden dann sogar düstere Träume der Figuren in einer Spiegelwand projiziert.

 

Jens Daniel Schubert - Sächsische Zeitung

Horror ist nichts anderes als Realität

Die Landesbühnen begeistern mit einer sehr opulenten Inszenierung des "Maskenball"

Sebastian Ritschel inszenierte das dramatische Geschehen in großen, wirkungsvollen, wohldurchdachten Bildern. Ausstatterin Barbara Blaschke baut ihm dazu eine Welt in Schieflage, eine Welt von heute, eine Welt wie aus einem Hitchcock-Film. Dessen Worte, ein Blick in die Welt bewiese, dass „Horror nichts anderes ist als Realität“, stehen programmatisch. Ein merkwürdiger Buttler trägt seinen Kopf durch die Szenerie. Auch „die Vögel“ fehlen nicht. Da gibt es viel zu schauen und Gedankenfutter, obwohl oder gerade weil die Geschichte so klar ist. Sie wird ernsthaft gespielt. […]

Die Landesbühnen zeigen seine Oper „Ein Maskenball“, und neben starken Bildern erlebt man vor allem eindrucksvoll musizierte und gesungene Musik. Großer Beifall.

 

Nicole Czerwinka - elbmargarita | Dresdens Onlinemagazin für Kultur

Oper mit Gruselfim-Effekt

Giuseppe Verdis "Maskenball" an den Landesbühnen

Verdis Opern gehören schon immer irgendwie zu den Thrillern der Musiktheaterliteratur. Der Regisseur Sebastian Ritschel bringt den "Maskenball" an den Landesbühnen Sachsen nun in seiner Inszenierung auch optisch im Hitchcock-Stil auf die Bühne – und das gelingt ihm äußerst kurzweilig. 

[…] In seiner Inszenierung verzichtet Ritschel allerdings auf solche historischen Vorlagen. Er zeigt vielmehr eine Welt der aalglatten Anzug- und Schlipsträger, die mit Mappen bewaffnet ihren Verschwörungsfeldzug gegen den König führen. […]

Ritschel findet klare, reduzierte, doch niemals langweilig werdende Bilder, um die Oper zu erzählen. Immer wieder bedient er sich komischer Anleihen aus Hitchcocks Horror-Repertoire und wird so den formalen Besonderheiten der Oper, die zwischen dem Genre des italienischen Melodramas und dem der frivolen Opéra-comique steht, auch optisch gerecht. […]

Am Ende beißen sie dann sogar zu, Hitchcocks Vögel, die Ritschel auch über seinem Radebeuler Verdi kreisen lässt. Wie in jedem guten Thriller passiert der Mord hinterrücks, inmitten der tanzenden Ballgesellschaft. Unter grausigen Totenvögelmasken versteckt, stechen die Verschwörer schließlich zu – und erst als Graf Ankarström das Messer in die Brust von Gustav gebohrt hat, fallen auch die letzten Masken. Es ist schon ein bisschen komisch, als die Ballgesellschaft dann mit roten Rosen um den Verwundeten tanzt – aber auch tragisch, wenn sich das Ganze als ein großes Missverständnis entpuppt, denn Gustav und Amelia blieben Ankarström letztlich doch treu. Das ist Komödie hinter der die Tragödien des Lebens am schmerzlichsten hervorblitzen, eben doch ein bisschen wie im Film.

 

Wolfgang Zimmermann - Meißner Tageblatt

Umjubelte Premiere für den Radebeuler "Maskenball"

Der Plot von Giuseppe Verdis Oper "Ein Maskenball" könnte einem Kriminalroman der Gegenwart entnommen sein. Doch er geht auf ein tatsächliches historisches Ereignis aus dem Jahr 1792 zurück. Damals wurde König Gustav III. von Schweden auf einem Maskenball im Stockholmer Opernhaus ermordet. […]

Regisseur Sebastian Ritschel erarbeitete als Gast an den Landesbühnen Sachsen eine Neuinszenierung dieses höchst aktuellen Stoffes. Denn die gegenwärtige Welt ist hochgerüstet. Für Attentate und ihr Gelingen gibt es hier alle nur erdenklichen Möglichkeiten. Nur wenige Tage vor der Radebeuler Premiere ereignete sich der mörderische Anschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo".

Die Ausstattung der Inszenierung besorgte Barbara Blaschke. Sie kleidete ihre Protagonisten heutig und gab auch der Bühne ein modernes Ambiente. Zum Brückenschlag in die Gegenwart ist das sinnvoll. So bekommen die Figuren nicht nur einen sehr realen Touch. Sie scheinen zugleich auch austauschbar. Hinzu kommt ein weiteres Phänomen: Der Titel „Ein Maskenball“ könnte nun auf einen Kostümierungswahn anspielen, der in der heutigen Gesellschaft allgegenwärtig scheint. In der zweiten Hälfte der Inszenierung gerät schließlich die Spielfläche in eine Schieflage. Es ist eine Metapher für einen nicht mehr mit normalen Möglichkeiten lösbaren Konflikt: Die Dinge laufen aus dem Ruder.